Entdeckung HPU
Seit 1993 wird im KEAC aus eigener Kraft Hämopyrrolurie erforscht. Die vorhandene Literatur wurde analysiert und umfangreiche klinische Forschung durchgeführt. Mehr als fünftausend Patienten nahmen an dieser Studie teil, hauptsächlich Frauen, die Gesundheitsbeschwerden an die KEAC gemeldet hatten.
Diese Untersuchung führte zur Entdeckung von HPU im Jahr 2000. Der tatsächliche „Schuldige“ im Urin stellte sich heraus, dass es sich nicht um die chemische Verbindung Kryptopyrrol handelte, sondern um eine Komplexverbindung („Hämopyrrollactam-Komplex“), die aus Zersetzungsprodukten von Copro I und Abbauprodukten von Vitamin B6 gebildet wurde. 1980 hatte der amerikanische Forscher A. Gorchein bereits in der Zeitschrift Clinical Science vorgeschlagen, dass es sich nicht um eine einzelne Verbindung, sondern um eine komplexe Verbindung handeln würde. Genau zwanzig Jahre später konnte dieser Verdacht von Dr. Kamsteeg bestätigt und der Komplex identifiziert werden.
Mindestens genauso wichtig ist die Entdeckung, dass HPU hauptsächlich Frauen betrifft. Laut der KEAC-Schätzung haben mindestens 10 Prozent der Frauen HPU. Diese Schätzung basiert unter anderem auf einer Studie, die in einem Sportzentrum durchgeführt wurde. Einhundert Frauen wurden gebeten, anonymen Urin abzugeben. Nachdem die Urinproben getestet wurden, erwiesen sich fast achtzehn Prozent als positiv.
Dieser Prozentsatz klingt ernster, als er ist. Die Symptome zeigen sich meist nur dann deutlich, wenn auch viel Stress und ein reduzierter Histamin spiegel vorliegen. Ein niedriger Histamin spiegel, eine indirekte Folge ua eines Zinkmangels, spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Beschwerden. Histamin ist eine Art von „Gewebehormon“, das eine wichtige Rolle im Körper spielt. Eine der Funktionen besteht darin, die Durchlässigkeit der Blutgefäßwand zu überwachen, sodass Baustoffe und Sauerstoff an die Stellen gelangen können, an denen sie benötigt werden.
Die Tatsache, dass ein niedriger Histamin spiegel viele Gesundheitsprobleme verursachen kann, ist in der Tat eines der erstaunlichsten Ergebnisse in der KEAC. Im regulären medizinischen Kreislauf ist nur ein erhöhter Histamingehalt mit Krankheitssymptomen verbunden. Dr. Kamsteeg hat in Zusammenarbeit mit einer englischen Klinik festgestellt, dass Menschen mit einer Histamin-Anomalie immer „Histamin-sensitiv“ sind. Diese Empfindlichkeit kann von Symptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Migräne und Allergien begleitet werden.
Bemerkenswerterweise haben Menschen mit einer (genetisch bedingten) Histaminabnormalität eine verlängerte zweite Zehe; ein sogenannter griechischer Fuß. Bislang wurde keine Erklärung für dieses seltsame Phänomen gefunden.